Die Entwicklungen der letzten Jahre und Jahrzehnte bezüglich der Möglichkeiten von Technik, Kommunikation und Transport gehen in einem immer schnelleren Tempo voran. Das jüngste und auch beste Beispiel für eine solche Entwicklung ist selbstverständlich das Internet. Während man sich noch vor ein paar Jahren darüber freute, überhaupt die erste, eigene HTML-Seite ins Web gestellt zu haben, ist es heute selbstverständlich, dass fast jedermann ohne besonderes Vorwissen eine Webseite als CMS online hat. Wieso geht das nun so einfach? Wieso geht alles so schnell?
Das Internet ansich ist heute schon ein Standard, der wohl so schnell nicht von einem anderen, konkurrierenden Netz abgelöst werden kann. Im Gegenteil: das Internet verbreitet sich immer mehr. Es wird mobil, es vernetzt nicht mehr nur Computer, sondern auch Handys, zentrale Haussteuerungen, Kühlschränke – einfach alles, was sich vernetzen lässt, wo eine Remotesteuerung unter Umständen Sinn hätte oder wo einfach Informationen aktuell benötigt werden. Ãœberall dort hilft uns das Internet, das eine Internet.
Was wäre, hätten wir zwei konkurrierende Netze? Hersteller X stattet seine Produkte mit den Protokollen des Netzes A aus, Hersteller Y mit denen von Netz B. Macht insofern Sinn, dass die beiden Hersteller die Entwickler der beiden Netze sind, also Interesse an der möglichst sättigenden Diffusion der jeweils eigenen Netze haben. Damit binden sich die Kunden an den Hersteller, da sie ihre gekauften Produkte des Herstellers jeweils nur mit dessen Netzstandard vernetzen können.
Dabei engen sich die beiden Hersteller eigentlich gegenseitig ein: würden sie sich auf einen Netzstandard einigen, könnten beide Produkte für ein Netz entwickeln, Aufgaben teilen, das eigene Produktionsprogramm ggf. erweitern oder spezialisieren. Es würden Synergieeffekte ausgenutzt werden, die bislang aus Gründen der Parallelentwicklung ungenutzt blieben. Doch Sony zeigt, dass fast jeder Standard aus einer anfänglich aggressiven Produkt- und Markenpolitik erwächst. Die BlueRay-Disc müsste sich sonst vielleicht noch ewig mit der HDDVD um den Rang schlagen, wenn Sony nicht mit einer eisernen Konsequenz die eigenen Entwicklungen und nichts als diese im gesamten Produktsortiment verbauen würde.
Wenn Standards doch so eine gute Sache sind, warum wird denn dann nicht einfach alles standardisiert? Datenschützer sind meist die ersten, denen die Argumente von der Zunge fließen. Mir selbst, fällt es – rein rational betrachtet – sehr schwer, die Nachteile eines ausgereiften und anpassungsfähigen Standards zu definieren. Die Technik, wie wir sie heute haben, wäre ohne Standards niemals entstanden. Ein Standard hilft, dass das Rad nicht immer wieder neu erfunden werden muss. Er ist die Basis für Innovationen, für Fortentwicklungen und vielleicht so die neue Generation desselben Standards. Doch hier käme vielleicht ein großer Nachteil ins Spiel: was tun, wenn der Standard eben nicht anpassungsfähig ist und es eigentlich einen besseren gäbe? Jeder müsste von dem gehabten auf den neuen Standard umsteigen – doch das muss sich erstmal rentieren und kostet Zeit und Geld.
Theorien, dass ein Standard einengt, vertrete ich nur bedingt. Zwar existiert volkswirtschaftlich betrachtet die Gefahr der Monopolbildung, doch solange das Monopol nicht von einem Kapitalisten sondern einer neutralen Instanz – die möglichst noch demokratisch entstand oder gewählt wurde – verwaltet ist, muss das ja auch nichts schlechtes sein. Allerdings ist es wohl immer noch ein Grundsatz, dass Konkurrenz das Geschäft belebt und nur so der Antrieb für Neues bleibt. Die freie Marktwirtschaft ist daher die wohl beste Lösung, um die wirklich sinnvollsten Standards für uns herauszubilden.