Car sharing ist der passende englische Begriff dafür, was das Projekt car2go unter Schirmherrschaft der Daimler AG in Ulm in einem weltweit einmaligen Pilotprojekt verkörpert. Hier wird ein Auto nicht mehr nur konventionell gemietet, es wird regelrecht geteilt. Mit 200 Smart Fortwo wurde car2go nun Ende März 2009 der Startpfiff erteilt, wobei in der Testphase des Projekts ein Smart im Schnitt von über 5 Kunden am Tag gefahren wurde. Diese Idee fasziniert nicht nur von betriebswirtschaftlich-logistischer oder auch juristischer Sichtweise. Die Technologie ist der Teil des Ganzen, welchem die eigentliche Aufmerksamkeit gebühren sollte, denn erst sie macht diese Revolution des Nahverkehrs möglich.
Einführend sei jedoch das Preismodell dieses Ulmer Prestigeprojekts kurz näher erläutert. Während bei klassischen Autovermietungen generell nur Tages-, Mehrtages- oder Wochentarife angeboten werden, ist die zeitliche Abrechnung bei car2go enger gestrickt: man zahlt 19 Cent pro Minute, wobei die Höchstsätze pro Stunde 19,99 EUR und pro Tag 49,99 EUR betragen. Bezahlt wird bequem per Lastschrift am Monatsende, wobei alle Fahrten des Monats abgerechnet werden.
Weiterhin gibt es keine festen Mietstationenfür die Fahrzeuge, an denen angemietet und abgegeben werden muss. Die Smarts stehen einfach frei verfügbar im Geschäftsbereich (=Ulm und einige Nachbarorte rund herum, bisher jedoch leider nur Baden-Württemberg) herum und man kann das Fahrzeug dann genauso frei wieder irgendwo im Geschäftsbereich abstellen. Einzige Bedingungen sind, dass es sich beim Abstellort um keine privaten oder bewirtschafteten Parkplätze handelt; außerdem muss an dem Ort ein GSM-Signal verfügbar sein. Dies ermöglicht dem Nutzer also unkomplizierte Einwegfahrten ohne Zusatzgebühren, wie sie bei vielen Autovermietungen anfallen, wenn die Anmietstation nicht mit der Abgabestation übereinstimmt.
Wie funktioniert das? Nach der Registrierung in einer Verwaltungsstation (z.B. in Ulm auf dem Münsterplatz) wird auf dem eigenen Führerschein ein passiver RFID-Transponder aufgeklebt, welcher von nun an als persönliche Identifikation für die Autos gilt. Sieht man irgendwo ein car2go herumstehen, hält man seinen Führerschein samt Chip einfach an das Lesegerät an der Windschutzscheibe. Sofern das Auto nicht reserviert ist, öffnet sich nun automatisch die Türe und man kann einsteigen. Nachdem man die persönliche Sicherheits-PIN eingegeben hat, öffnet sich das Handschuhfach mit dem Autoschlüssel und der Mietvertrag gilt als geschlossen. Ein Diebstahl des Führerscheins reicht also nicht zum Vertragsabschluss in fremdem Namen, da zusätzlich die geheime PIN gefordert wird.
Jedes Auto verfügt über eine integrierte GSM-Sende-Empfangs-Einheit, welche zu jeder Zeit eine Sprachverbindung zm car2go-Support herstellen kann. Außerdem wird die Mobilfunktechnik dazu genutzt, den Standort des Fahrzeugs zu orten. Dies funktioniert, indem das Fahrzeug seine aktuellen GPS-Daten auf Anfrage via GSM an die car2go-Verwaltung sendet. Entsprechend verfügt also jedes Fahrzeug auch über ein GPS-Modul, welches sowohl dem Nutzer zur Navigation als auch dem Unternehmen zur Positionsbestimmung dient. Die aktuelle GPS-Position wird automatisch nach Beendigung einer Fahrt an die Zentrale übermittelt, welche die Daten direkt auf der Homepage aktualisiert und das nun wieder verfügbare Auto auf einer digitalen Landkarte verzeichnet. (Ãœber ähnliche Verfahren habe ich bereits berichtet.)
Der Nutzer sieht somit im Internet zu jeder Zeit, wo gerade ein car2go in seiner Umgebung verfügbar ist. Sofern er interessiert ist, dieses zu einem bestimmten Zeitpunkt zu mieten, kann er es reservieren. Sofern ein Auto für eine bestimmte Uhrzeit reserviert ist, kann es dann eine gewisse Zeit vorher nicht mehr anderweitig angemietet werden.
Da mich die Kombination und das Zusammenspiel dieser unterschiedlichen Technologien gleichermaßen beeindruckt wie beschäftigt hat, habe ich das Prinzip dieses Geschäftsmodells noch in einer Skizze zusammengefasst.
Innovationen wie diese sind es, die unsere Welt verändern, das Leben einfacher machen und die Menschheit voran treiben. Man mag kaum glauben, wie weit wir heute schon sind und wie viel Potenzial in den Technologien steckt, die wir bereits heute zur Verfügung haben. Am spannendsten wird es sein, die weitere Entwicklung der RFID-Technologie zu verfolgen. Gleichwohl diese von Datenschützern und Gesundheitsexperten umstritten ist, entspringt hier wohl die Zukunft der Logistik sämtlicher Geschäftsbereiche.