Deutschland und die Weltmeisterschaft

Zwei Wochen ist es nun her, da die Weltmeisterschaft ein – zumindest für die Deutschen und deren Mannschaft – trauriges Ende nahm. Nachdem sich Italien erst ins Achtelfinale gemogelt hatte, schafften es die Italiener schließlich auch an uns Deutschen vorbei, nachdem die italienischen Medien den wichtigen Mann und aktiven Torjäger Frings im Voraus vom Spiel verbannen konnten. Das Finale gegen Frankreich wurde dann glücklich im Elfmeter-Schießen gewonnen, nachdem ein Italiener die französische Fußballlegende Zidane so verbal attackierte, dass sich dieser in seiner tiefsten Ehre verletzt sah und sich im Moment nur noch affektiv zu wehren wusste. Doch angesichts dessen, was diese WM mit Deutschland zu machen vermochte, hinterlässt der Ausgang ja nur einen leicht bitteren Nachgeschmack. Die Weltmeisterschaft schaffte das, was die Politik schon seit Jahren vergeblich versuchte: es ging endlich ein Ruck durch Deutschland. Seit Anbeginn der Weltmeisterschaft und vielleicht auch schon etwas davor, war Deutschland, wie es lange nicht mehr in diesem Stile war: eine Einheit, die nach innen und nach außen glänzte – und das nicht nur, als die Deutschen spielten. Auch die Organisation und Gastlichkeit waren ohne Gleichen: wie man im Nachhinein festgehalten hat, war es wohl die beste FIFA-WM, die es je gab. Die Stimmung in den Stadien, in der Stadt, im ganzen Land war einmalig. Nach einem (gewonnen) Deutschlandspiel waren die meisten größeren Innenstädte nicht mehr passierbar, es wurde gefeiert, es wurden die Fahnen geschwungen, kleine Kinder mit Deutschlandflaggen auf ihren Backen lachten aus den Autos. Und das in einem Land, was dafür bekannt ist, gegen sich zu sein, Nationalstolz tot zu diskutieren und die schwarz-rot-goldene Flagge, die vielleicht doch in manchem Garten schon vor dem WM wehte, als Anzeichen für rechtsextreme Neigung zu deuten.

Doch all dem zum Trotz, und obwohl auch diesmal die Medien zunächst mit unverständlichen Thesen auflauerten, es könnte sich bereits um zuviel Patriotismus handeln (wohlgemerkt während einer Fußball-WM: deshalb die Frage, welche Nation hier nicht mit Nationalfarben und -gefühl feiert?), wurde mit Überschwang gefeiert. Und das ist auch gut so! Nun, zwei Wochen später, sieht man immernoch vereinzelte Fläggchen an den Autos; und vielleicht geht deshalb ein sehlicher Wunsch von mir in Erfüllung: Deutschland geht einen weiteren Schritt nach vorn, die dunklen Schatten Vergangenheit scheinen langsam ein vernünftiges Maß anzunehmen und lassen Deutschland das Licht zum leben, was es braucht um zu blühen.

Auf dass es in Zukunft weniger Diskussionen um Nationalhymnen, Nationalfarben und Nationalstolz in Deutschland gibt! Dass Deutschland nicht fremdenfeindlich ist (bzw. nicht in einem außergewöhnlicheren Maße wie im europäischen Umland, den USA etc.) haben wir bewiesen, spätestens jetzt können wir wirklich wieder stolz auf uns sein, denn dazu haben auch tatsächlich wir als Volk unseren Part beitragen können.

WM2006

Zum Schluss geht natürlich trotzdem noch eine Gratulation an die italienische Nationalmannschaft, ein bisschen Glück gehört eben auch mit dazu.

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